22. Juni 2021
Eine Befragung hat gezeigt, dass die Glarner Bevölkerung mit den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Kanton unterdurchschnittlich zufrieden ist, sie aber als überdurchschnittlich wichtig betrachtet.
Im Bereich «Lernen» des Politischen Entwicklungsplans 2020–2030 gehören deshalb das lebenslange Lernen, die berufliche Neuorientierung und eine attraktive Aus- und Weiterbildung zu den Zielen. In der Legislaturplanung wurden Massnahmen abgeleitet:
Eine externe Analyse zum Bedarf einer Weiterentwicklung der Berufs- und Laufbahnberatung wurde 2019 erstellt. Sie bestätigt, dass bei den Anstrengungen im Bereich Erwachsener deutlicher Nachholbedarf besteht. Zwischenzeitlich hat sich die Situation aufgrund der Covid-Pandemie nochmals zugespitzt.
Der Regierungsrat beantragt dem Landrat deshalb, vorerst im Rahmen eines Pilotprojekts für vier Jahre die Berufs- und Laufbahnberatung Glarus speziell im Erwachsenenbereich neu auszurichten. Dazu soll ein Verpflichtungskredit von maximal 800'000 Franken gewährt werden. Nach Ablauf des Pilotprojekts ist über die Weiterführung des zusätzlichen Angebots erneut Beschluss zu fassen. Als Grundlage für diesen Beschluss wird ein Wirksamkeitsbericht erarbeitet.
Im Kanton Glarus ist der Handlungsbedarf gross
Im Kanton Glarus ist schweizweit der grösste Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor (Industrie und Baugewerbe) tätig. In diesem Sektor droht die stärkste Reduktion der Arbeitsplätze. Der Kanton Glarus hat einen der höchsten Anteile an Personen, welche weder einen Lehrabschluss noch eine Matura besitzen. Der Kanton Glarus belegt bezogen auf die Anzahl Personen, welche über einen weitergehenden Abschluss verfügen, regelmässig den Schlussrang im Kantonsvergleich (Berufsprüfung/Fachausweis, Höhere Fachprüfung/Meisterprüfung, Höhere Fachschule, Fachhochschule).
Massnahmen zur Stärkung der langfristigen Arbeitsmarktfähigkeit von Erwachsenen
Berufs- und Laufbahnberatung
- Aktive Akquirierung der Zielgruppe für eine Laufbahnberatung direkt oder über die Arbeitgeber; enge Zusammenarbeit mit der Invalidenversicherung (IV), der regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) und den Sozialen Diensten.
- Entwicklung von Online-Dienstleistungen zusammen mit anderen Kantonen.
- Kooperationen, Synergien mit anderen Kantonen und anderen Akteuren verstärken.
- Verstärkung der klassischen persönlichen Beratung.
- Nutzen von weiteren Gefässen zur Erhöhung von Kompetenzen, z. B. Kurse.
- Spezifische Anstrengungen im Bereich Grundkompetenzen von Erwachsenen.
- Bessere Sichtbarkeit der Angebote.
- Unterstützung von weniger Qualifizierten bei der Umsetzung von Bildungsmassnahmen im Sinne eines Coachings, aber auch im Kontakt mit anderen relevanten Akteuren (RAV, IV, Soziale Dienste usw.).
Berufsinformationszentrum
- Das aktuelle physische Berufsinformationszentrum (BIZ) ist in die Jahre gekommen und muss überarbeitet werden:
- Attraktivität Standort erhöhen, Schwellen abbauen, bessere Sichtbarkeit.
- Attraktivere Öffnungszeiten.
- Modernisierung der Ausstattung, Nutzung von digitalen Medien ausbauen, ohne auf physische Medien ganz zu verzichten.
Angebote im Bereich Grundkompetenzen Erwachsener aufbauen und koordinieren
- Die Berufs- und Laufbahnberatung Glarus unterstützt und initiiert mit weiteren kantonalen und ausserkantonalen Anbietern (insbesondere den kantonalen Berufsfachschulen) kostengünstige oder kostenlose Angebote im Bereich Grundkompetenzen Erwachsener (Deutsch Lesen und Schreiben, Mathematik, ICT-Kompetenzen).
Finanzielle Auswirkungen
Es braucht zusätzlich personelle Kapazitäten in der Berufs- und Laufbahnberatung. Ferner ist mit einem zusätzlichen Sachaufwand zu rechnen. Der finanzielle Aufwand beträgt 200'000 Franken im Jahr bzw. 800'000 Franken über die gesamte Dauer des Pilotbetriebs von vier Jahren. Ein Teil der neuen Angebote wird vom Bund finanziell unterstützt. Insgesamt dürften die Bundessubventionen ungefähr 400'000 Franken betragen und damit die Hälfte der Kosten des Pilotprojekts decken.
Eine erfolgreiche Berufs- und Laufbahnberatung ist auch gut für die Staatsfinanzen
Analysen zeigen auf, dass im Kanton Glarus wohnhafte Personen aufgrund des Ausbildungslevels und aufgrund des immer rascheren Wandels in der Arbeitswelt überdurchschnittlich gefährdet sind, die Arbeitsmarktfähigkeit zu verlieren. Die geplanten Massnahmen tragen dazu bei, auch niedrig qualifizierte Personen im Arbeitsmarkt zu behalten. Damit werden Sozialkosten (Leistungen der Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe) verringert. Gut ausgebildete Fachkräfte verbessern zudem direkt den Steuerertrag. Insbesondere ermöglichen sie es aber auch Unternehmen, im Kanton Glarus erfolgreich tätig zu bleiben oder sich hier neu anzusiedeln.
Quelle: Kanton Glarus, Public Newsroom